[Německý překlad Intermezza I]
Unser Planet 1836, č. 174, 21. 7., s. 693–694.
Intermezzo I.
(Eine Gegend.)
(Mitternacht.)
1In weiten Ebenen schlummert des Mondes Schein,
2Ringsum der Berge Nacht, im See der Sterne Reihʼn;
3Ueber dem See ein sanfter Hügel steht,
4Auf dem ein Pfahl, mit dem das Rad sich hebt,
5Und über diesem hoch ein weißer Schädel schwebt,
6Und um das Rad herum der Geistenreigen weht.
Chor der Schatten.
7Still ist die Mitternacht, und blaue Flämmchen ziehn
8Ueber des Kirchhofes niedrige Hügel hin.
9Es leuchtet matt ihr bläulich todtes Licht
10Inʼs eingefallene erblaßte Angesicht
11Des Letztbegrabenen, der durch die lange Nacht
12Anʼs Kreuz, das seinen Hügel krönt,
13Mit halbem Leibe hingelehnt,
14Der andern Todten Schlaf bewacht.
15Im Zenith grau die Wolke ruht,
16Auf ihr der Mond, deß fahle Gluth
17Aus dem gebrochʼnen todten Blick
18Des blassen Wächters strahlt zurück;
19Des offʼnen Mundes Zähne-Reihʼn,
20Glühʼn weißer noch im Mondenschein.
Eine Stimme.
21ʼS ist Mitternacht! – Nun ist es Zeit,
22Auf, auf! – Auf, auf! und rasch euch rührt,
23Der Pfahl sey rein, das Rad bereit,
24Denn schon am frühen Morgen wird
25Der Wälder Herr hier eingeführt.
Chor der Schatten
(den Schädel herabnehmend).
26Heraus aus deinem todten Kreis,
27Das Leben nimm, die Stimme dein!
28Sey unter uns, sey uns gegrüßt,
29Lang warst du hier so ganz allein,
30Ein Andʼrer nimmt den Platz nun ein.
Der Schädel
(im Kreise sich drehend).
31Was faßt die Glieder für ein Streben?
32Sie wollen wieder Eines seyn!
33Was für ein Drängen – scheußlich Weben?
34Mein neuer Traum! – Mein neues Leben!
Eine Stimme.
35Es ist bereit! Hört mein Verlangen.
36Ehʼ morgen Mitternacht ersteht,
37Hat uns der Wind schon hergeweht,
38Und sein Begräbniß wird begangen.
Chor der Schatten.
39Wir sind bereit! Auf dein Verlangen
40Ehʼ morgen Mitternacht ersteht,
41Hat uns der Wind schon hergeweht,
42Und sein Begräbniß wird begangen.
Eine Stimme.
43Um Mitternacht wird es begangen,
44Wenn im Zenith der Mond steht; und
45Was Jeder gibt, macht nun mir kund.
Der Galgen und das Rad.
46Des Todten Sarg, ich will es seyn;
Die Frösche aus dem Sumpfe.
47Und wir den Leichensang ihm singen.
Der Wind über den See.
48Der Wind wird die Posaunen bringen;
Der Mond im Zenith.
49Und ich mein weißes Bahrtuch leihʼn.
Der Nebel.
50Ich will rings Trauerflöre weben;
Die Nacht.
51Trauergewänder ich besorgen;
Die Berge ringsum.
52Flor und Gewand sollt uns ihr geben;
Der Thau.
53Und ich will euch die Thränen borgen.
Die Haide.
54Ich will ein lieblich Rauchwerk zünden;
Die Wolke aus den Bergen steigend.
55Den Sarg besprengen soll mein Regen;
Von den Bäumen herabwehende Blüthen.
56Wir werden welke Kränze winden;
Ein leiser Windhauch.
57Und ich will auf den Sarg sie legen.
Johanniswürmchen.
58Wir werden kleine Lichter haben;
Sturm aus der Tiefe.
59Ich meiner Glocken Stimmen wecken;
Der Maulwurf.
60Ich will indeß das Grab ihm graben;
Die Zeit.
61Ich mit Vergessenheit es decken.
Die Sterne.
62Gruftlampen gibt dann unser Strahl;
Eine Schaar Nachtvögel über die Mondscheibe fliegend.
63Die Gäste wir – erʼs Leichenmahl.
Eine Stimme.
64Auch sein Begräbniß ist bereitet.
65Blaß, blaß des Mondes Strahl sich bricht,
66Der über ferne Sterne gleitet.
67ʼS ist Morgenlicht! ʼS ist Morgenlicht!
Chor der Schatten.
68ʼS ist Morgenlicht! ʼS ist Morgenlicht!
(sie verschwinden).